Vermögensabgaben – immer wieder im Gespräch!


Die Poli­tik ist groß im Erfin­den immer neuer Ideen für Ver­mö­gens­ab­ga­ben, die von den soge­nann­ten Ver­mö­gen­den zu zah­len wären. Nun hat Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Schäu­ble auch noch die Mög­lich­keit der Zwangs­an­leihe zur Spra­che gebracht. Hierzu schreibt Monika Lam­brecht einen Leser­brief an die FAZ, in dem sie die Gleich­be­hand­lung von Ver­mö­gen mit Ver­sor­gungs­an­sprü­chen for­dert sowie deren Frei­stel­lung von Abga­ben.

Leser­brief

Schäu­ble fin­det Zwangs­an­leihe „inter­es­sant“

Zwangs­neu­rose
Immer wie­der wird in der Poli­tik dis­ku­tiert über Ver­mö­gens­steuer, Zwangs­an­leihe oder sons­tige Ver­mö­gens­ab­ga­ben. Allen die­sen Kon­struk­tio­nen ist gemein­sam, dass hier nicht etwa pri­mär die Super­rei­chen zur Kasse gebe­ten wer­den, son­dern vor­wie­gend die Teile der Bevöl­ke­rung, die unter lang­jäh­ri­gem Kon­sum­ver­zicht und ver­ant­wor­tungs­be­wusst für Ihr Alter vor­ge­sorgt haben – wie es die Poli­ti­ker zu Recht wie­der und wie­der ver­lan­gen! Diese Bevöl­ke­rungs­gruppe, zu der ins­be­son­dere auch die klei­nen und mitt­le­ren Selbst­stän­di­gen und Unter­neh­mer gehö­ren, aber auch Frauen, die wegen der Kin­der­pause nur eine unzu­rei­chende Alters­ver­sor­gung haben, muss mit ihrem Erspar­ten ihre Ruhe­stands­ein­künfte finan­zie­ren oder auf­bes­sern.

Für einen Leit­ar­ti­kel wie „Zwangs­neu­rose“ von Man­fred Schä­fers, der zu den weni­gen gehört, die Klar­text reden, ist man des­halb dank­bar! Ergän­zen möchte ich die­sen wich­ti­gen Leit­ar­ti­kel noch um zwei wei­tere Aspekte:

Zum Einen:
Diese Ver­mö­gen wur­den auf­ge­baut aus bereits voll ver­steu­er­ten Ein­künf­ten und die – gerin­gen – Erträge, die erziel­bar sind, wer­den regel­mä­ßig mit Abgel­tungs­steuer zzgl. Soli­da­ri­täts­zu­schlag, rund 27 Pro­zent, belas­tet! Die Unter­stel­lung, mit der immer wie­der gear­bei­tet wird, die Ver­mö­gen­den wür­den kei­nen Bei­trag leis­ten, ist inso­fern schlicht­weg falsch!

Zum Ande­ren:
Was ist eigent­lich mit den Bar­wer­ten der Ver­sor­gungs­an­sprü­che unse­rer Poli­ti­ker und ande­rer Men­schen in ähn­li­chen Füh­rungs­po­si­tio­nen? – Diese Bar­werte gehen in die Hun­dert­tau­sende, ja teil­weise deut­lich über eine Mil­lio­nen Euro. Zwar steht die­sem Per­so­nen­kreis der Bar­wert ihrer Ver­sor­gung nicht als aus­zah­lungs­fä­hi­ges Kapi­tal zur Ver­fü­gung. Nichts desto weni­ger ist es ein Ver­mö­gens­wert ver­gleich­bar den Ver­mö­gens­wer­ten, die andere ange­spart haben, um genau wie unsere Poli­ti­ker dar­aus ihren Ruhe­stand zu finan­zie­ren. So beläuft sich nach Berech­nun­gen des Reut­lin­ger Finanz­ana­lys­ten, Vol­ker Loo­man, aus dem Jahr 2006 der Bar­wert aller Pen­si­ons­an­sprü­che unse­res Bun­des­tags­prä­si­den­ten, Dr. Nor­bert Lam­mert, zum dama­li­gen Zeit­punkt auf € 1,684 Mio. Die­ser Bar­wert von 1,684 Mio. Euro wurde nie­mals geschmä­lert durch Ein­kom­men­steuer oder Kapi­tal­er­trag­steuer. Nach dem Selbst­ver­ständ­nis unse­rer Poli­ti­ker soll er sicher­lich auch nicht mit eine Zwangs­an­leihe, Ver­mö­gens­ab­gabe oder Ver­mö­gens­steuer belas­tet wer­den. Der Bür­ger jedoch, aus des­sen Steuer-​​Euros diese Pen­si­ons­an­sprü­che finan­ziert wer­den, soll noch zusätz­lich blu­ten und eine wei­tere Schmä­le­rung sei­nes Alters­vor­sor­ge­ver­mö­gens in Kauf neh­men!

Was für eine Poli­tik ist das, die wie­der und wie­der zum Spa­ren und zur pri­va­ten Alters­ver­sor­gung auf­for­dert, sich dann aber nicht schämt, diese der Alters­vor­sorge der Bür­ger die­nen­den ange­spar­ten Ver­mö­gen neben der Ein­kom­men­steuer und der Kapi­tal­er­trag­steuer auch noch mit Ver­mö­gens­ab­ga­ben zu belas­ten?

Zu for­dern ist, dass die Ver­mö­gen – egal, ob als Ren­ten­an­sprü­che, Kapi­tal– oder Immo­bi­li­en­ver­mö­gen – nicht anders behan­delt wer­den, als die Bar­werte der Ver­sor­gungs­an­sprü­che unse­rer Poli­ti­ker: näm­lich steu­er­frei blei­ben! Sie die­nen dem glei­chen Zweck und sind im Gegen­satz zu die­sen Bar­wer­ten bereits zwei­mal ver­steu­ert wor­den. Und es gibt kei­ner­lei sach­li­chen Grund, Men­schen zu benach­tei­li­gen, die Ihre Alters­ver­sor­gung außer­halb von Ren­ten­ver­si­che­run­gen auf­bauen, weil Sie ent­we­der die Fle­xi­bi­li­tät benö­ti­gen oder kein Ver­trauen mehr in die Sicher­heit die­ser Ver­sor­gung haben!

Zu wün­schen ist, dass viele unse­rer Poli­ti­ker die­sen Arti­kel zur „Zwangs­neu­rose“ und hof­fent­lich auch die­sen Leser­brief lesen und nach­denk­lich wer­den! Nach­denk­lich dar­über, wie man sich selbst einen Frei­brief aus­stel­len will und ande­rer­seits den spa­ren­den und vor­sor­gen­den Mit­tel­stand in Haf­tung nimmt, für den oft­mals unver­ant­wort­li­chen Umgang mit Steu­er­gel­dern und Kre­di­ten.