Industrie 4.0 ist heute in allen Zeitungen und in aller Munde! Aber das hat doch nichts mit uns kleinen und mittleren Unternehmen zu tun, die 75 % aller Unternehmen darstellen und 75 % aller Arbeitsplätze bieten! – Was aber, wenn wir den Begriff uminterpretieren in Wirtschaft 4.0?…
Und tatsächlich: Wirtschaft 4.0 hat sehr viel mit uns klassischen Mittelständlern zu tun! Natürlich ist das nicht nur die Homepage, die jeder haben sollte, weil inzwischen nahezu jeder mögliche Kunde seine Informationen aus dem Internet holt. Und sei es nur das Waren– oder Dienstleistungsangebot, Öffnungszeiten oder Telefonnummer. Wirtschaft 4.0 ist viel mehr, aber natürlich in sehr unterschiedlicher Weise in den verschiedenen Branchen.
In manchen Branchen kann es hilfreich sein, dass die IT automatisch an den Lieferanten meldet, wenn sich das Lager leert. Das ist fast schon banal! Und in der Autoindustrie wurden bereits in den 90er Jahren komplexe Konstruktionspläne zwischen Hersteller und Zulieferer über Datenleitungen ausgetauscht.
In anderen Branchen könnten in Zukunft installierte Anlagen Abweichungen vom Normalbetrieb, denen meist eine Störung oder ein Ausfall der Anlage folgt, diese Abweichungen automatisch an den Maschinenbauer oder den Installateur melden.
In wieder anderen Branchen, wie z. B. Unternehmen, die Industriereinigung durchführen, könnte ein Maschinenausfall automatisch an das Reinigungsunternehmen gemeldet werden. So kann eine Reinigung der Halle oder der Maschine während der Ausfallzeit, ohne Störung des Normalbetriebes durchgeführt werden.
Und selbst bei einem Frisör kann die Zukunft darin bestehen, dass die Kunden über Internet den Wunschtermin bei dem Wunschmitarbeiter buchen – ohne endlos auf die Annahme des Telefonanrufes warten zu müssen!
Aber: stehen die Kosten wirklich immer im Verhältnis zum Zusatznutzen? – Das genau ist die Frage, die sich im Laufe der kommenden Jahre klären wird. So haben wir als Steuerberatungskanzlei z. B. vor einigen Jahren Mandanten angeboten, uns ihre Buchhaltungsunterlagen per Fax oder E-Mail zu übermitteln und so ihre Originalunterlagen im Betrieb zu behalten. Wir sind ja modern und gehen mit der Zeit! – Das Ergebnis? War Null! Keiner unserer Mandanten hatte sich für dieses neue, moderne und – wie es schien – zeitgemäße Angebot interessiert. Ein Angebot das man durchaus als Wirtschaft 4.0 hätte bezeichnen können, auch wenn dieser Begriff damals noch nicht üblich war.
Was war der Grund? – Unsere Mandanten haben einfach keinen zeitlichen und organisatorischen Vorteil gesehen. Und das neue System hätte neue Fehlerquellen geschaffen, die erheblichen zusätzlichen Zeitaufwand verursacht hätten, wie z. B. fehlende oder unvollständige Übermittlung von Belegen.
Was folgt daraus? – Nicht alles was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll und nützlich.
Aber: Jeder Unternehmer, jede Unternehmerin muss sich mit dem Thema Wirtschaft 4.0 befassen. Kunden und Auftraggeber werden es fordern. Wer diese Optionen nicht bietet, wird mittel– bis längerfristig ins Hintertreffen geraten und möglicherweise sogar vom Markt verschwinden.
Deshalb: bleiben Sie am Puls der Zeit! Und informieren Sie sich: wer diese neuesten Entwicklungen für sich und sein Unternehmen klug zu nutzen weiß, wird an Image gewinnen, seinen Betrieb effizienter organisieren und noch attraktiver für Kunden und Auftraggeber werden.
Stand: 23.09.2016